Die Diskussion um unseren deutschen Krankenstand ist in vollem Gange:
Zum letzten Punkt entgegnen Sie wahrscheinlich „Na klar".
Doch so leicht ist es nicht.
Ein solcher subjektiver Erfahrungsbericht reicht nicht aus, um einen Zusammenhang zu beweisen.
Schon gar nicht, um im Fehlzeitenmanagement über den Hebel Führungsverhalten den Krankenstand im Unternehmen zu senken.
Natürlich ist die Antwort kein klares Ja oder Nein.
Sie ist facettenreich. Die Zusammenhänge sind komplex - und doch simpel, wenn Sie sie erst einmal verstehen.
Ein Versprechen vorab:
Führungsverhalten kann mehr als nur Krankenstand senken.
Es kann Engagement erhöhen, Mitarbeiter produktiver und zufriedener machen.
Jetzt erfahren Sie, warum und wie.
Um dem Rätsel Krankenstand vs. Führungsverhalten auf den Grund zu gehen, brauchen wir eine Bemessungsgrundlage.
Zumindest, wenn wir es richtig machen möchten.
Also wie misst man Führung als Kennzahl?
Sie kennen wahrscheinlich verschiedene Arten:
...und viele mehr.
Doch, was ist im Zusammenhang von Führung und Fehlzeiten der qualitativ beste Ausgangswert?
Wir behaupten: Engagement der Mitarbeiter, die eine Führungskraft direkt führt.
Die Messung des Employee Engagement setzt Führungsverhalten und Krankenstand in ein messbares, vor allem vergleichbares, Verhältnis.
Dabei lassen sich zwei wesentliche Arten der Erhebung unterscheiden:
Natürlich können Sie auch beide Methoden testen. Und die Ergebnisse pro Team anschließend mit dem Krankenstand der jeweiligen Gruppe vergleichen.
Beides lässt sich am besten über Umfragen und den Grad der Zustimmung zu Fragen bestimmen.
Die Beurteilung des Führungsverhaltens können Sie über Fragen bestimmen, wie:
Das Mitarbeiterengagement können Sie nach Gallups Q12 Employee Engagement Survey bestimmen:
Bei der Harbinger AG beginnen wir gern mit Zahlen.
Zum Glück gibt es fleißige Wissenschaftler und Studenten, die externe Quellen liefern.
(So müssen wir Ihnen nicht nur unsere eigenen nennen.)
Dann wollen wir mal.
Um den Zusammenhang zwischen Führungsverhalten und Krankenstand herzustellen, müssen wir beim Thema Mitarbeiterengagement beginnen.
Nennen wir es der Einfachheit halber die Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiter.
Und zwar mit einer der bekanntesten Publikationen der letzten Jahre - von Gallup.
Folgende Behauptung untermauerten die Arbeitswissenschaftler 2015 im Buch It's the manager und im hauseigenen Business Journal von Gallup.
Führungskräfte sind für 70 % der Varianz im Mitarbeiterengagement verantwortlich.
Die Untersuchungen basieren auf jahrzehntelangen Forschungen.
Was bedeutet das?
Employee Engagement lässt sich direkt mit Mitarbeiterproduktivität und weiteren Personalkennzahlen verknüpfen.
Teams mit hohem Engagement...
Übrigens, der Engagement Score hierzulande ist beängstigend niedrig.
So liegt Deutschland aktuell bei 13 % engagierten Mitarbeitenden; 72 % sind dagegen disengagiert und 15 % sogar aktiv disengagiert.
Jetzt interessiert Sie sicher, wie die Werte in Ihrem Unternehmen aussehen. So messen Sie den Engagement-Index.
Also, halten wir fest:
Führungsverhalten bedingt Leistungsbereitschaft - nach oben und unten.
Über zahlreiche Studien wissen wir, dass...
Die Antwort ist hier simpel:
Je höher das Mitarbeiterengagement, desto höher die Anwesenheitsrate.
In einer Studie mit dem klangvollen Namen „Den Zusammenhang zwischen Führungsstil, Mitarbeiterzufriedenheit und Fehlzeiten verstehen: eine Designstudie mit gemischten Methoden in einer psychiatrischen Einrichtung“ geht es diesmal um den Zusammenhang zwischen Führungsstil und Krankenstand (und anderen Kennzahlen).
Sie sehen es, der Bezug der Studie ist sehr speziell - Sie dürfen selbst entscheiden, inwieweit sich die Erkenntnisse auf andere Branchen oder Ihr Unternehmen übertragen lässt.
Die Ergebnisse besagen, dass
Zusammenfassend wurde ein allgemeines Muster zwischen geringer Mitarbeiterzufriedenheit, hohen Krankenquoten und transaktionalem Führungsstil im Gegensatz zum transformationalen Führungsstil festgestellt.
Der Zusammenhang lässt sich am verständlichsten beschreiben durch:
Wir wären keine Experten für Personalkennzahlen, wenn wir nicht selbst Erhebungen zu diesem Thema machen würden.
So geschehen im Harbinger Absenteeism Report 2023.
Darin zogen wir anonymisierte Daten aus Fehlzeiten-Projekten aus den Jahren 2018-2023 zusammen.
In die Auswertung flossen nur Statistiken aus Unternehmen ein, die drei Bedingungen erfüllten:
Diese Variablen erfüllten 19 Unternehmen, die auswertbare Anzahl an Fehlzeitenprofilen betrug 81.700 (einzelner jährlicher Datensatz eines Mitarbeiters).
Um beim Thema Employee Engagement und Krankenstand gleichermaßen Maximalwerte zu betrachten, wurde nicht der Krankenstand, sondern die Anwesenheitsquote errechnet.
Formel:
Anwesenheitsquote = 100 % - Krankenstand in Prozent
Ein Team mit 8,2 % AU-Quote hat demnach eine Abwesenheitsquote von 91,8 %.
Das Ergebnis?
Ein hoher Wert an Mitarbeiterengagement im Team steht mit einer hohen Anwesenheitsrate im Verhältnis
Das gilt natürlich nicht für alle betrachteten Teams.
Der Zusammenhang zwischen einer Engagement-Rate und hoher Anwesenheitsrate lässt sich zeigen.
Dabei hat ein Team mit Engagement-Wert von mindestens 86/100 einen Median der entsprechenden Anwesenheitsquote von 95,8 % (also 4,2 % Krankenstand).
Folgen wir den Untersuchungen von Gallup, ist Führungsverhalten für Mitarbeiterengagement wesentlich verantwortlich.
Unsere interne Auswertung bringt dieses Engagement mit der Anwesenheitsquote in Verbindung.
Folgen Sie persönlich also der Annahme, dass Führungsverhalten Krankenstand (über die Metrik Engagement) bedingt?
Die durchschnittliche Führungsspanne aller ausgewerteten Teams betrug übrigens 14,3.
Wir haben inzwischen hergeleitet, inwieweit Führungsverhalten mit der Krankenquote selbst zu tun hat.
In einer Fehlzeitenanalyse hätten wir somit eine quantitative Kennzahl betrachtet.
Doch was ist mit den vielen Faktoren, die Mitarbeitergesundheit ausmachen? Vor allem jene, die nicht so einfach messbar sind?
Es gibt zahlreiche Faktoren, die zu arbeitsbedingtem Stress beitragen können.
Stress am Arbeitsplatz, etwa durch unangemessene Erwartungen der Führungskraft an den Mitarbeiter, kann zahlreiche Folgen für letzteren haben:
Die Schaffung und Aufrechterhaltung einer unterstützenden Arbeitskultur trägt durch Führungsverhalten verringert aktiv Stress am Arbeitsplatz.
💡 Tipps für die Führungspraxis:
Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, ihre Bedenken frei zu besprechen,.
Stellen Sie ihnen die benötigten Werkzeuge und Ressourcen zur Verfügung, um deren Gesundheit zu verbessern (Gesundheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz, persönliche Beratung oder Achtsamkeits- und Entspannungspraktiken).
Ein gesundes Team hält dem Arbeitsdruck besser Stand und arbeitet produktiver. D
Sie wissen durch die Studien oben, dass sich engagierte Mitarbeiter seltener krank melden.
Auch nehmen Sie seltener ungeplanten Urlaub und sind während der Dienstzeit vollständig in ihre Aufgabe eingebunden.
Avancieren Sie nicht zum Hobbypsychologen - die tieferen Ursachen von Stress liegen oft außerhalb der Arbeit.
Haben Ihre Mitarbeiter aber etwa Bedenken hinsichtlich ihrer beruflichen Weiterentwicklung oder sehen keine Aufstiegschancen, fallen diese Stressoren klar in den Aufgabenbereich von Führungskräften.
Mitarbeiter, die Selbstvertrauen haben, arbeiten produktiver.
Sie stellen weniger Fragen, halten dadurch andere weniger auf, übernehmen mehr Verantwortung und eignen sich nicht selten langfristig selbst für eine Führungsrolle.
Viele dieser Dinge liegen auf der Hand. Aber wie können Manager Ihr Führungsverhalten in diesem Zusammenhang so optimieren, dass es sich positiv auf den Krankenstand und das Selbstvertrauen ihrer Mitarbeiter auswirkt?
💡 Tipps für die Führungspraxis:
Schaffen Sie ein unterstützendes Umfeld. Scheuen Sie sich nicht vor unangenehme Gesprächen und fragen Sie stets danach, welche Unterstützung Ihre Mitarbeiter benötigen.
Durch diese gefühlte Sicherheit werden Ihre Mitarbeiter selbst sicherer (und selbstsicherer).
Beachten Sie dabei aber, dass Selbstvertrauen mehr als ein Gefühl ist.
Im Idealfall legen Sie Wert auf Aspekte der Mitarbeitererfahrung und formulieren zusammen klare Ziele und Unterstützung.
Das geht noch weiter, ganz im Sinne des ermächtigenden Führungsstils, den heutzutage alle fordern.
Dazu binden Sie Ihre Mitarbeiter aktiv und transparent in den Prozess ein. Fordern Sie Antworten auf Fragen ein, wie:
Manche dieser Fragen erinnert Sie bestimmt an ein 360 Grad Feedback.
Genau diese (auch mal unangenehmen) Gespräche stärker Ihre Vertrauensebene zu Ihren Teammitgliedern.
Priorisieren Sie diese Bausteine der Führung, die dies priorisieren, ebnen Sie den Erfolg für Ihre Mitarbeiter.
Gleichzeitig zahlt ein solcher moderner Führungsziel auf die Unternehmensziele ein.
Dies die Produktion, die Rentabilität und die Kundenzufriedenheit verbessern sich oft automatisch.
Als moderner Manager verstehen Sie es, ihre Mitarbeiter einzubeziehen, indem sie regelmäßige Coaching-Gespräche (One-on-One) führen und klare Ziele festlegen.
Sie erkennen die Stärken ihrer Mitarbeiter und gestalten deren Einsatz entsprechend dieser Fähigkeiten.
Viele Unternehmen investieren Zeit und Geld in Gesundheitsmanagement.
Dabei tun sie sich aber vor allem schwer, das Thema der mentalen Gesundheit zu erfassen und passende Unterstützung anzubieten. Oft lässt auch die eigene Unternehmenskultur den offenen Umgang damit nicht zu.
Der Zusammenhang zwischen Führungsverhalten, Krankenstand und hier mentaler Gesundheit funktioniert über Sinn.
Die Sinnsuche - oder von der Generation Y geprägt: Purpose.
Wenn Menschen in ihrer Arbeit Sinn erkennen, bringen sie sich mehr ein, einschließlich ihrer geistigen Gesundheit.
Mentale Gesundheit hat also viel damit zu tun, dass wir in unserem Tun eine Bedeutung finden, die uns erfüllt. Natürlich ist es am Ende des Tages aber immer noch ein Job.
💡 Tipps für die Führungspraxis:
An Wissen sollten Manager ihr Führungsverhalten anpassen.
Leiten Sie situative, unregelmäßige und informelle Feedbackgespräche mit Ihren Mitarbeitern ein.
Über solche Austauschformen verbinden sich ihre Teammitglieder mit Ihnen.
Über die Zeit werden sich auch persönliche Themen in diese Gespräche mischen, bei allem Augenmerk auf Performance und Arbeitsthemen.
Als Führungskraft agieren Sie dann als People Manager, wenn Sie
Achten Sie auch hier darauf, bei persönlichen Themen nicht zum "Seelenklempner in Spe" zu werden.
Für kritische Themen rund um mentale Gesundheit leiten Sie an Experten innerhalb oder außerhalb des Unternehmens weiter.
Natürlich werden die obigen Spiegelstriche den Anforderungen an beste mentale Gesundheit nicht gerecht.
Sie beschreiben aber die wesentlichen Eckpfeiler, wie Ihr Führungsverhalten positiven Einfluss auf die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeiter - und damit auf einen wesentlichen Treiber von Krankenstand - nehmen kann.
First things first...
Der Zusammenhang zwischen Krankenstand und Führungsverhalten ist eindeutig.
Er ist aber nicht linear. Auch nicht immer kausal.
Zusammenfassend stellen wir fest:
Wie so oft im Leben gilt also: es kommt drauf an.
In diesem Fall auf viele weitere Dimensionen als nur das Führungsverhalten.
Generelle Statistiken helfen Ihnen wenig, wenn das Ziel "Krankenstand senken" ganz oben auf Ihrer Agenda steht.
Hier sind Ihre To-Dos:
Klingt einfach, ist in der Umsetzung aber schwierig?
Sprechen Sie uns an und lassen Sie sich durch Beratung zu Krankenstand und Fehlzeitenmanagement unterstützen.