Es ist wohl eine der destruktivsten Haltungen, die aber auch heute (zu) viele Unternehmen noch vertreten:
Wenn Mitarbeiter auf dem Bürostuhl und an Ihrem Computer sitzen, bedeutet dies, dass sie produktiv sind. Die bloße Präsenz vor dem PC heißt also: Es wird gearbeitet.
Starkes Corona Management sieht anders aus.
Wir nennen es die „Präsenz-Mentalität“, zu der besonders Vorgesetzte ein Faible haben, die per Mikromanagement ihr Team führen und Führungsfehler während Corona begehen, die Sie um Ihre Glaubwürdigkeit bringen können. Als Führungskraft während Corona lösen Sie sich bitte sofort von diesem Irrglauben.
Lassen Sie uns diesen Mythos also gemeinsam wissenschaftlich und mit Menschenverstand verabschieden.
Sie haben sicher schon viele Male acht Stunden lang an Ihrem Schreibtisch gesessen und festgestellt, dass Sie nicht volle acht Stunden produktiv waren. Zumindest zeigen Studien, dass es uns nicht beliebt, eine lange Zeitspanne wie festgekettet an einem Computer zu sitzen und auf hohem Niveau produktiv zu arbeiten.
Dieses Problem wird besonders akut, wenn die Präsenz-Mentalität plötzlich remote-arbeitenden Mitarbeitern in ihren Heimarbeitsbereich folgt.
Vor der Pandemie ergab eine Leadership Studie, dass das Engagement von Remote-Angestellten (physisch nicht im Unternehmen anwesend) um 87% höher ist als bei Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort arbeiten. Neben zahlreichen weiteren Kennzahlen im Personalmanagement, mit denen Sie Mitarbeiterengagement messen können, ist dies eine der beeindruckendsten Zahlen.
Ein Faktor ist, dass Leistungsträger, die regelmäßig von zuhause oder „von überall“ aus arbeiten, sogenannte Produktivitäts-Hacks für sich gefunden haben, um sich besser auf ihre Arbeit konzentrieren zu können. Sie können sich also ohne Unterbrechungen konzentrieren und ein Grund dafür sind diverse Zeitersparnisse, die sie nur genießen, wenn Sie nicht täglich den Weg in die Firma machen und permanent an den PC gekettet sind. Leider ist dies ein Konzept, das traditionelle Arbeitsumgebungen nur langsam durchdringt.
Eine Studie von RescueTime ergab, dass „knowledge workers“ (Mitarbeiter, die ausschließlich ihr Köpfchen einsetzen) alle sechs Minuten E-Mails (und/oder Slack) nachsehen, während sogar mehr als ein Drittel alle drei Minuten E-Mails (und/oder Slack) überprüft.
Und es wird noch gravierender: 40% Ihrer knowledge workers kommen laut dieser Studie nie länger als 30 Minuten in einen fokussierten Arbeitsrhythmus.
E-Mail-Unterbrechungen und das Fehlen dieser direkten Fokuszeit erklären, warum Ihre Beschäftigten, deren Wissen in ihrer Arbeitsaufgabe ausschließlich gefragt ist, im Durchschnitt nur 2 Stunden und 48 Minuten pro Tag für produktive Aufgaben erledigen könnnen.
Quelle: rescuetime.com
Im Gegensatz dazu kennen Top-Freiberufler, die ihr Business seit Jahren von zuhause aus betreiben, seit langem den Mythos, dass Präsenz-Mentalität für mehr Produktivität steht. Sie arbeiten deshalb deutlich öfter und damit produktiver nur intensiv für bestimmte Zeitblöcke.
Time Chunking ist dabei ein wesentlicher Teil des Tages, an dem Sie die Verbindung zu E-Mails (oder Teams, Xing, Slack, LinkedIn usw.) trennen und sich voll auf die eigentliche Arbeit konzentrieren können, die ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert.
Es ist kein kompliziertes Konzept und jeder, der Time Chunking für sich selbst testet, erlebt dabei schnell die drastischen Produktivitätsverbesserungen, die sich ganz natürlich ergeben.
Vielleicht haben Sie sogar für sich schon einmal erlebt, dass Sie (vor dem Coronavirus) in einer Stunde aus dem Café mehr geschafft haben als in acht Stunden auf Ihrem Stuhl im Büro.
Quelle: tonyrobbins.com
Als Führungskraft möchten Sie Produktivität und Effektivität Ihres Remote-Teams drastisch verbessern und Ihre Führung in der Corona Krise sollte durch den Ausnahmezustand besser werden anstatt dem depressiven Trend zu folgen.
Um diese Ziele zu erreichen, geben Sie Ihrem Team den ganzen Tag über dedizierte Zeitblöcke, zu denen alle online sind (auch etwa für eine kurze Besprechung) - zum anderen aber teilen Sie Zeiten mit, wenn Ihre Mitarbeiter Ihre Verbindungen trennen und sich ohne Unterbrechungen auf Ihr Business konzentrieren können.
Sie können beispielsweise Kernzeiten festlegen, zum Beispiel von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, wenn Mitarbeiter online erreichbar sein müssen (per E-Mail, Slack, IM usw.).
Beispiel: Die Teammitglieder müssen Ihrem Teamlead während der Kernarbeitszeit zur Verfügung stehen. Es gibt zwei Kernperioden pro Tag. Die Erste von 10 bis 12 Uhr, die Zweite von 14 bis 16 Uhr.
Sie gibt Ihren Mitarbeitern Zeiträume, in denen sie die Verbindung trennen und sich Ihre Zeit selbst aufteilen können. Dabei können sie sich ohne Sorgen und Unterbrechungen intensiv auf ihre Arbeit konzentrieren und hervorragende Ergebnisse erzielen, die mit andauernden Benachrichtigungen und Störfeldern vorher so nicht möglich gewesen wären.
Möchten Sie noch mehr Freiräume während der Coronakrise geben, tun Sie es einfach – auch ein Reporting nur zum Ende des Arbeitstages und ein Abarbeiten des aufgekommenen E-Mail-Verkehrs vor Feierabend funktioniert in einigen Organisationseinheiten hervorragend.
Mehr als die Vorteile in Sachen Produktivität durch die Freiheit sich Ihre Zeit eigenständiger einzuteilen, können sich Ihre Beschäftigten in der Situation der verbindungsfreien Zeit um Ihre Kinder und Familie kümmern, die in dieser Zeit wahrscheinlich auch zuhause sind.
Wichtig für Sie während der Pandemie und auch als Führungskraft nach Corona ist, dass die Arbeitsaufgaben und Projekte erledigt werden und vorangetrieben werden. Dabei zählen Ergebnisse. Mikromanagement etwa, dass ihre Leistungsträger vor den Monitor und zu Reportings zwingt, schadet nicht nur der Produktivität wie oben gezeigt, sondern zieht ebenso Motivation und Bereitschaft, sich für Ihr Unternehmen einzusetzen, deutlich in den Keller.
Es kann anstrengend sein, seine Kinder in diesen Zeit bei Laune zu halten und den Haushalt zu managen, da hilft jede zusätzliche Freiheit. Seien Sie sicher: Wenn Ihre Mitarbeiter dann an ihren Schreibtisch zurückkehren, sind sie deutlich fokussierter und produktiver.
Inzwischen ist wohl auch dem letzten Zweifler klargeworden, dass Corona Unternehmen verändern wird – wahrscheinlich in deutlichem größerem Ausmaß, als wir uns bis jetzt ausmalen können.
Für uns ist einer der wichtigsten Punkte der Trends der Arbeitswelt, die Führungskräfte durch das Coronavirus und gerade für die Zeit nach der Krise lernen sollten, dass nicht wichtig ist, wann Ihr Mitarbeiter zuhause vor seinem Computer sitzt oder wann er erreichbar ist und wann nicht – was zählt sind Ergebnisse und dass Sie die Verbindung zu Ihrem Team aufrecht erhalten.
Wenn Ihre Mitarbeiter sich für ein paar Stunden am Tag vom Netz abschalten, seien Sie gewiss, dass dann auch Sie den gleichen Vorteil genießen. Als Führungskraft leben Sie ihren Leistungsträgern gerade während dieser Situation der Coronakrise viele Fähigkeiten und Ideale vor, also machen Sie produktives Arbeiten ohne Unterbrechungen von nun an zu einer dieser Fähigkeit.
Für die meisten Chefs ist es ein absoluter Genuss, ein paar Stunden Zeit zu haben ohne unterbrochen zu werden und somit bessere und schnellere Ergebnisse erzielen zu können. Nicht selten geht es in einem Leadership Coaching genau darum: Erkennen Sie Ihre Vorbildfunktion. Talente von heute wollen einen Coach, der fördert - keinen Boss, der diktiert.
Im Buch „Cracking the Leadership Code“ von Alain Hunkins heißt es, dass Menschen, die häufig unterbrochen werden, nur zu 44% das Gefühl haben, dass "heute ein wirklich erfolgreicher Tag war". Wenn Menschen dagegen Unterbrechungen bei der Arbeit ausschließen können, stimmen sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 67% der Aussage, dass sie das Gefühl eines wirklich produktiv verlebten Arbeitstages haben.
Die Präsenz-Mentalität tut Ihren Mitarbeitern und deren Produktivität nichts Gutes, wenn Sie im Büro sind; wenn sie von zu Hause aus arbeiten, ist sie sogar noch schädigender. Top-Freiberufler (z. B. Schriftsteller, Programmierer, Künstler usw.) gehen in regelmäßigen Abständen vom Netz, um großartige Arbeit zu leisten. Es ist höchste Zeit, dass Chefs dieses Credo auch für Mitarbeiter anwenden, die durch die Pandemie plötzlich von zuhause aus arbeiten und die Präsenz-Mentalität ein für alle Mal zu beenden – im Büro und überall.
Erfahren Sie zudem in unserem Corona-FAQ für Führungskräfte Antworten auf die wichtigsten Fragen während dieser außerordentlichen Zeit.